Flüchtlingsberatung

Kirche Blankenese

10. Juni 2023

Das Bunte Haus - Flüchtlingsberatung

Auf der Suche nach Lösungen

Seit 32 Jahren ist ihr Name untrennbar mit der Flüchtlingshilfe in Blankenese verbunden: Helga Rodenbeck. Helfen wollte die gebürtige Nordrheinwestfälin schon als Kind – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Ob der Runde Tisch Blankenese oder die Begegnungsstätte Buntes Haus: Alles trägt ihre Handschrift. Und das ist weit mehr als der Job einer Flüchtlingsberaterin – es ist eine Herzensangelegenheit. Wie es dazu kam und was die Sozialarbeiterin antreibt, hat sie uns im Interview erzählt:

 

Interview: 3 Fragen an ...

... Helga Rodenbeck,
Sozialarbeiterin, Gründerin des Runden Tisches

 

 

Frau Rodenbeck, wie sind Sie zur Flüchtlingshilfe der Kirche gekommen?

Als ich vor 32 Jahren über meine Tochter Kontakt mit einer polnischen Familie in der Flüchtlingsunterkunft Björnsonweg bekommen habe, war ich sehr bewegt von deren Herzlichkeit und Freundlichkeit. Das war wie ein Lichtstrahl als die Tür aufging! Das werde ich nie vergessen. Die Familie wurde abgeschoben, eine Iranerin sprach mich damals an und bat mich, ihr zu helfen. Das habe ich ehrenamtlich ein Jahr getan. Letztendlich hat mein Schwiegervater den Ausschlag gegeben, daraus einen Beruf zu machen. Er meinte, ich soll doch zurück in meinen Job als Sozialarbeiterin gehen, wenn ich so wenig Spaß am Haushalt hätte ... Und das habe ich getan, erst war ich im Björnsonweg, einige Jahre später habe ich meine Aufgabe bei der Kirche übernommen. Seitdem kümmere ich mich gemeinsam mit Pastor Klaus-Georg Poehls um Geflüchtete in Blankenese: Über den Runden Tisch Blankenese, den wir vor 31 Jahren gegründet haben, und das Bunte Haus, das es als Begegnungsstätte seit sechs Jahren gibt. Eine Zusammenarbeit, die sehr gut funktioniert. Pastor Poehls berät und unterstützt mich sehr.

Was sind die größten Hürden für Geflüchtete?

Die rechtliche Situation ist für die meisten das größte Problem, das gilt auch für die Arbeitserlaubnis. Viele Geflüchtete sind traumatisiert durch das, was sie erlebt haben, aber wenn sie hier nichts Sinnvolles tun können, erschwert das ihre Situation immens. Dann verlieren sie ihren Lebensmut – und dann wird es auch schwer für uns, sie zu begleiten. Wir ermutigen sie deshalb, sich selbst ehrenamtlich zu engagieren, ob bei der AWO in Rissen oder bei uns: In unserer Fahrradgruppe, wo wir gespendete Fahrräder reparieren und verkaufen, oder bei der Nähgruppe, deren Werke wir dann gegen Spende auf Flohmärkten abgeben. Oder auch beim gemeinsamen Frühstück am Samstag im Bunten Haus: Die Organisation haben jetzt zum Beispiel Frauen aus der Ukraine übernommen.

Was treibt Sie an?

Seit meiner Kindheit hat es mir Freude bereitet, anderen zu helfen. Und das gilt auch heute noch, nach 32 Jahren in der Flüchtlingshilfe. Ich bekomme so viel zurück für meine Arbeit: Ich erhalte viel Anerkennung, nicht nur von Geflüchteten. Die Dankbarkeit ist groß – und die Hilfsbereitschaft auch. Ich freue mich immer, wenn ich neue ehrenamtliche Helfer begrüßen kann – ohne sie können wir nichts bewegen! Das ist so wichtig: Flüchtlinge merken, wenn sich Menschen interessieren, wenn einfach Menschen für Menschen da sind.

Gleichzeitig habe ich viele kleine Erfolgserlebnisse, erlebe, dass meine Bemühungen erfolgreich waren, Hilfe angekommen ist: Etwa, wenn wir jemanden ohne Schulabschluss dazu bringen können, an der Volkshochschule seinen Hauptschulabschluss zu machen. Mittlerweile ist derjenige übrigens Student ... Ich suche immer nach Lösungen – das treibt mich an!